ibc-Literaturwettbewerb 2019 zum Thema Grenzüberschreitung(en)
Literaturwettbewerb am ibc ?
Wir danken für großartige, kreative, tiefsinnige und sehr berührende Beiträge zum Thema „Grenzüberschreitung(en)“ und gratulieren den diesjährigen Gewinner*innen sehr herzlich!
Herzlichen Dank an Frau Professor Sonnenfeld und Frau Professor Schäfer für die Organisation. – inspiriert.
- Platz 1: David Engel Text 4
- Platz 2: Duygu Cagli Text 5
- Platz 3: Ishadeep Singh Text 7
Platz 1: Text 4 Wo ist die Grenze? Wo ist das Ende? Wo hört der Schmerz endlich auf?
Ich liege auf dem Rücken und starre an die Decke, ich bin zu wach, um einzuschlafen und zu müde um aufzustehen. In Gedanken verloren gehe ich alles immer wieder aufs Neue durch und mit jedem Mal schmerzt es mehr. Ich kann nicht sehen, wie all das so passieren konnte, ich kann nicht verstehen, was der Grund für all das ist. Es fließt keine Träne mehr über mein Gesicht, es ist, als ob sie verbraucht wären. Verbraucht wie meine Energie, verbraucht wie das schöne in meinem Leben, verbraucht wie meine Liebe. Der Tag geht in die Nacht über und die Nacht in den Tag, es macht keinen Unterschied mehr, denn es ist eine ständige Dunkelheit, die mich umgibt. Als als du gingst und mich zurück ließt, nahmst du das Licht mit.
Wo ist die Grenze? Wo ist das Ende? Wo hört der Schmerz endlich auf?
Ich schließe meine Augen und tauche in eine Welt ein, eine Welt in der ich alleine bin. Es ist dunkel, es ist weder kalt noch warm, es herrscht eine fortwährende Einsamkeit. Diese Welt, meine Welt, ist ein Abbild meiner selbst. Noch vor Kurzem warst du da, noch vor Kurzem war überall noch Licht, noch vor Kurzem kannte ich kein Leben ohne dich. Ich kenne diesen Ort, ich war schon einmal hier, er erscheint in Zeiten wie diesen und verschwindet in Zeiten, wie wir sie hatten. Als du in mein Leben tratst, ging eine wunderschöne Sonne auf, ihr Licht ging von dir aus. Sie erhellte mein Leben, sie läuterte meine Seele, sie machte mich lebendig, doch als du gingst und mich zurück ließt, nahmst du das Licht mit. Und nun wandere ich durch dieses Land aus Seelenlosigkeit, geprägt von Einsamkeit, suchend nach Zweisamkeit.
Wo ist die Grenze? Wo ist das Ende? Wo hört der Schmerz endlich auf?
Ich gehe weiter und suche, suche nach Erkenntnissen, suche nach Antworten, die mir verborgen bleiben. Ich gehe und ich gehe und doch sehe ich die Grenze nicht, ich sehe nicht, wo das Ende ist, das Ende, nach dem ich mich so sehr sehne. Ich erkenne nicht, wo dieser Weg endet. Ich schreie in die Dunkelheit, doch antwortet mir niemand, denn ich bin alleine. Es ist eine einsame Suche, nur meine Gefühle begleiten mich, doch vor diesen möchte ich nur flüchten. Entkommen aus ihrer Gefangenschaft, entfliehen aus der Folter meiner Peiniger. Ich möchte bloß weg von all dem, weg von all dem Schmerz, doch dafür muss ich das Ende finden. Doch das Ende und damit die Grenze zu finden, erscheint in diesem grenzenlosen Land fast unmöglich.
Wo ist die Grenze? Wo ist das Ende? Wo hört der Schmerz endlich auf?
Mit jedem Schritt wird die Suche aussichtsloser, mit jedem Meter werde ich langsamer und mit jedem Kilometer gebe mehr die Hoffnung auf, die Grenze zu finden. Doch wie kann etwas, das man sich so innig wünscht, so schwer zu finden sein? Es scheint mir so, als ob ich die Grenze schon längst überschritten habe. Als wäre einfach darüber gelaufen, blind vor Liebe und Trauer zugleich. Als wäre meine Suche umsonst gewesen und als wäre ich der Gefolterte und zugleich der Folterer. All meine Gedanken, all meine hilflosen Rufe, all das, was ich tat, war umsonst. All das weiß ich jetzt, doch habe ich mich in eine Welt eingesperrt, in der alleine bin und der es kein Ende gibt. Nun stehe ich da, ohne Aufgabe, ohne Ziel, ohne Wissen, was zu tun ist, ich stehe alleine da und all das passiert, bevor ich überhaupt die Grenze sah.
Wo ist jetzt die Grenze? Ist dies nun das Ende? Hört der Schmerz jetzt endlich auf?
Text: David Engel
Platz 2: Text 5
...Monate lang sitzt er im Gefängnis, ohne etwas getan zu haben.
Jaromir…Sie nennen ihn gefühllos, obwohl er Gefühle hat, sie beleidigen ihn aufgrund seiner Krankheit, sie beschuldigen ihn, obwohl er nichts gemacht hat.
„Jaromir, Jaromir steh auf! Der Schulbus wartet unten auf dich!“, schrie seine Mutter genervt. In der Sekunde stand Jaromir auf, zog sich schnell um und ging raus. Der Schulfahrer beschwerte sich, doch aufgrund seiner Krankheit blieb er still. In der Schule lernte er mit den Pädagogen das Schreiben. Ja… es fällt ihm schwer zu schreiben. Nach der Schule wurde ihm nicht mehr klar, dass er auf dem Weg nachhause war. Er wusste nicht mehr, wohin er gehen soll. Seine Eltern warteten zuhause auf ihn und versuchten ihn zu erreichen, doch bei sich hatte er kein Handy. Keiner war auf der Straße. Er suchte jemanden, damit die Person ihm helfen kann, doch keiner war da. Hin und her ging er. In der Entfernung sah er eine Gruppe voll mit Männern. Langsam, langsam näherte er sich der Gruppe.
Ein Junge wurde mit einem Messer erstochen. Einfach so. Er lag bewusstlos am Boden. Die Bande rannte weg von dem Ort. Jaromir stand da schockiert, wusste nicht was er machen soll. Soll er auch weglaufen oder bleiben bis jemand kommt? Er nahm das Messer, bückte sich zu dem verletzten Jungen. In der Sekunde tauchte die Polizei auf. Daraufhin kommt die Rettung. Der verletzte Junge wurde ins Krankenhaus gebracht und Jaromir, der harmlos am Boden sitzt, wurde zur Polizeistation gebracht.
Er wartete, wartete und wartete. Ihm wurden Fragen gestellt, die er nicht beantworten konnte, denn so oder so werden sie ihn nicht verstehen. Er wartete. Nachdem seine Eltern kamen, wurde ihm bewusst, dass er für die Sache beschuldigt wird. Er versuchte sich immer wieder zu verteidigen, doch umsonst. Immer wieder tauchte die Frage auf, wieso war das Messer in deiner Hand? Es fällt ihm schwer auszudrücken, dass er es nicht war und dass er das Messer vor Panik in die Hand nahm. Es gab keine Kameras, keine Beweise und der verletzter Junge verlor sein Leben. Somit war. Besser: Somit war auch Jaromirs Leben vorbei.
Text: Duygu Cagli
Platz 3: Text 7 Er, Eifersucht, Einsamkeit
Wir haben uns verliebt
Und waren in Liebe verglüht
Wir waren glücklich
Bis unser Glück
Ins Unglück geriet
Zwischen uns kam die Eifersucht
Weil du mich nicht mit anderen teilen konntest
Du hast mir verboten mit anderen zu reden
Doch irgendwann hielt ich es nicht mehr aus
Und mein Herz zerbrach
Wegen deiner Eifersucht
Zerbrach ich jeden Tag
Doch dich hat es nicht interessiert
Für dich war ich ein Spielzeug
Ich sah dich jeden Tag
Mit anderen Mädchen
Doch ich durfte nicht mit meinen Freunden reden
Ich wollte nicht mehr leben
Bis er kam und mich glücklich machte
Er gab mir den Mut Schluss zu machen
Und ich machte Schluss mit dir
Er gab mir die Liebe, die ich nicht von dir bekam
Und ich bin glücklich mit ihm so wie wir es nie war‘n
Ich hoffe, trotz allem was du gemacht hast,
dass du glücklich wirst und andere glücklich machst
Text: Ishadeep Singh